Ein Traum in Weiß

Wie bereits angekündigt machte sich ein Großteil der Belegschaft der Lasa Marmo GmbH mit Betriebsdirektor Erich Tscholl Ende Oktober auf nach New York um vor Ort den Laaser Marmor in der U-Bahn Station World Trade Center zu bewundern. „Es ist mir wichtig, dass unsere Mitarbeiter sehen was sie geleistet haben.“, so Tscholl.

Nachdem man den strengen Kontrollen am Flughafen entkommen war und man seine Fingerabdrücke und einen Gesichtsscan hinterlassen hatte, ging es mit dem Bus vom Stadtteil Queens über die Manhattan Bridge nach Downtown, dem südlichsten Zipfel von Manhattan.

Am nächsten Tag schon stand der eigentliche Grund der Reise auf dem Programm, der Besuch des WTC Transportation HUB unter sachkundiger Führung von Geschäftsführer Dr. Paul Graf aus der Schweiz und dem verantwortlichen Ingenieur des WTC Projektes in der Lasa, Jan Peter Keller aus Deutschland. Paul Graf bedankte sich in einer kurzen aber emotionalen Rede bei allen Mitarbeitern das Projekt WTC gemeinsam umgesetzt zu haben. Er betonte dabei, wie kompetent das Team in diesen vier Jahren gearbeitet hat aber auch mit welchen Schwierigkeiten immer wieder gekämpft wurde. Die Herstellung vieler komplexer Teile, insgesamt über 70.000 Stück welche großteils aus den Armen der CNC Fräsen hervorgingen ist der bislang umfangreichste Auftrag in der Geschichte der Lasa Marmo. Die Projektabwicklung verlangte allen Beteiligten alles ab, manchmal bis an die Grenzen gehend, dabei den Kunden, in diesem Fall die Hafenbehörde von New York und seine Wünsche nie aus den Augen lassend. Jedes einzelne Marmorteil der Sorte Lasa Bianco Nuvolato wurde so ausgelegt, wie es im Oculus, in den Verbindungskorridoren, den U Bahnsteigen verlegt werden sollte. Da ist ein harmonisches Auge unumgänglich. Und die Inspektoren urteilten streng bei den sog. Inspections, ihnen entging nicht die kleinste Disharmonie. Auch die logistische Herausforderung, von der Bestellung der Container bis zu deren Beladung vor Ort ein nicht ungewichtiges Unterfangen. Schließlich hat man nicht weniger als 176 Stück davon mit katalogisiertem Marmor nach Genua und von dort per Schiff nach New York weiterverfrachtet.

Das Staunen war groß. Im Oculus, so wird die Haupthalle des U-Bahnhofs genannt, empfängt den Besucher eine riesige Fläche an Bodenplatten, ebenerdig und treppauf wo man an kleinen Geschäften entlang flanieren kann. Einige sind noch nicht eröffnet, nur bunte Paneele lassen ahnen, dass sich dahinter noch einiges tut. Weiter kommt man über Rolltreppen oder Treppen aus Laaser Marmor auf die Aussichtsplattformen die sog. balconys, von wo man einen Überblick über das gesamte Innere des ovalen Bauwerkes hat. Man kann sich kaum sattsehen an dem hellen freundlichen Interieur und dem unaufhaltsamen Menschenstrom. Der Blick geht unweigerlich nach oben durch schmale Fensterritzen in denen das Tageslicht auf schneeweißem Marmor tanzt. Im Verbindungsgang East West Connector findet man eine große Fläche an Wandplatten an denen mittlerweile Leuchtreklametafeln in beachtlicher Größe angebracht wurden und in ständigem Wechsel bunt schillern. Werbung bringt Geld. Von hier kann man sofern man keine Metro Card hat hinabsehen auf weitere Treppen aus Laaser Marmor die zu den unterirdischen Bahnsteigen der New Yorker U-Bahn führen.

Außen hat der Oculus die Form einer Friedenstaube mit 110 weißen Stahlrippen, jede einzelne davon wiegt 56 Tonnen. Hinter mit Plastikbändern abgesperrtem Terrain stehen Holzpaletten mit Laaser Marmor, eingepackt in durchsichtigem Plastik und mit roter Aufschrift „Lasa Marmo – FRAGILE“. Arbeiter mit orangen und neongrünen Leuchtwesten und verschiedenfarbigen Schutzhelmen knien am Boden und bringen Bänke aus Laaser Marmor rund um den Oculus herum an. Es wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen bis die New Yorker und die Besucher New Yorks sich dort auf diesem Naturstein, der aus einem kleinem Dorf im Vinschgau kommt, ausruhen können vom schnellen Leben in Big Apple, wie New York City noch liebevoll genannt wird.

Natürlich hat man sich in New York auch anderen Sehenswürdigkeiten „hingegeben“. Sei es ein Einkaufsbummel im Macy’s, dem größten Einkaufszentrum der Welt, sei es eine Schlittschuhfahrt im Rockefeller Center, der Kaffeebesuch im Trump Tower wo rosa Marmor zu finden ist, das Flimmern der Leuchtreklametafeln am Times Square, ein Spaziergang durch den Central Park, das quirlige Leben im Grand Central Terminal, diesem nostalgischen, beneidenswerten Bahnhof mit dem liebenswertem Flair, das „must-have-Foto“ mit dem bronzenen Bullen in der Wall Street, dem Spaziergang durch Chinatown und Little Italy oder über die Brooklyn Bridge und nochmals Shopping am Columbus Circle oder in der 5th Avenue, der teuersten Einkaufsmeile der Welt. Oder ein Abendessen auf der „Spirit of New Jersey“, einem Ausflugsschiff, das in den Abendstunden vor der Skyline von Manhattan dahinzieht bis hin zur Lady Liberty.

Beeindruckend auch das One WTC Observatory mit seiner Aussichtsplattform von wo man New York aus der Vogelperspektive bestaunen kann. Ein Ort der Trauer das 9/11 Memorial wo nicht nur die Erinnerungen an den 11. September wach werden, sondern wo Bilder, Worte und das was von den Zwillingstürmen übrig geblieben ist ein Zuhause gefunden haben.

Viel zu schnell gehen die 5 Tage vorbei und schon geht’s wieder zurück zum JFK Airport. Die Flugzeit verkürzt sich um eine Stunde auf 8 Stunden. Mailand heißt alle mit Sonnenschein willkommen und auch der Bus nach Laas wartet bereits. Alle sind müde, doch voller Vorfreude auf zuhause, dem ruhigen, grünen mit hohen Bergen ach so schönen Vinschgau. Mitgenommen haben alle außer zahlreichen Bildern, Shoppingsachen und Souvenirs vor allem auch die Erinnerung an das Pulsieren der Stadt aber auch den ruhenden Pol inmitten darin, wo man über weißen Laaser Marmor laufen kann und einen das Gefühl von Heimat durchflutet hat.

Abschließen möchte ich diese Zeilen mit einem Dankeschön an all jene Menschen, die es uns möglich gemacht haben nach New York zu reisen – es wird für immer für uns alle unvergessen bleiben und in die Geschichte der Lasa Marmo eingehen und vielleicht erzählt man sich auch in hundert Jahren noch davon. Ja, wenn die Lasa eine Reise tut…hat sie was zu erzählen. In diesem Sinne fragt uns, wir erzählen gerne davon.
Sigrid Zagler

Der Artikel im PDF-Format (erschienen Dezember 2016 – Heft 63)