Reinhold Tappeiner

Mein Werk im Bezug zu Laas und zum Marmor

Das Material Marmor ist seit Jahrzehnten in allen Sparten meines künstlerischen Schaffens als wichtiges Ausdrucksmittel präsent, sei es bei der Installation, Performance, in der Malerei sowie in der Grafik.

Das Material Marmor in Verbindung mit Kalk, Wasser, Farbpigmenten, Leinen, Papier und zuletzt mit Kohle untermauern meine philosophischen Gedanken.

Ich suchte die Mystik und hob immer mehr die Materie auf.

Gottfried Marsoner schrieb in der Dolomiten: „Eine ungewöhnliche Neuentdeckung ist Reinhold Tappeiner mit dem grenzenlosen Raum schwebenden menschlichen Lichtwesen, in denen wir nur mehr einen Astralleib sehen, gelungen. Mystik so sichtbar und fühlbar werden zu lassen, das ist in dieser unvergleichlichen Einfachheit das Bild einer Welt, die außerhalb unserer gebundenen Vorstellung liegt. Man könnte sie transzendental nennen.“

Nach vielen Jahren kam ich zur Einsicht, dass ich die Mystik nur über die Materie weiter erfahren kann.

Marmorsand gibt den Farben Leuchtkraft und Struktur, bildet aber auch auf der Leinwand und auf dem Papier ein Hindernis wie Steine im Wasser, für die Kohle eine neue Herausforderung.

Das Leinen, das „Stoffliche“ nimmt alles auf und verbindet alle Materialien, es steht für das Werden und Vergehen, für das Leben.

Das Material muss erlebt, gefühlt werden mit allen Sinnen, nur dann kann es sinnvoll in die künstlerische Gestaltung einbezogen werden.

Die Geschichte, die ästhetische Wirkung, die örtlichen Bezüge und die philosophischen Gedanken zum Material bilden das Fundament meiner kreativen Arbeit.

Mein Bezug zum Marmor kommt nicht von ungefähr, bin ich doch der Urenkel des „ Marmor Lechners“, ich bin im „Lechnerareal“ aufgewachsen, umgeben von Marmorbüsten, Gipsmodellen und Gipsfragmenten, die sich im Lechnerhaus und den umliegenden verlassenen Werkstätten befanden.

In diesem besonderen Ambiente habe ich aus den ehemaligen Bildhauerwerkstätten meine Ateliers eingerichtet.

An diesem Ort, wo die Künstler, Bildhauer und Steinmetze Großartiges geschaffen haben, arbeite ich als freischaffender Künstler und führe die kreative Arbeit weiter.

Triptychon

Entrückung

In einer runden Ausbuchtung sind im Zentrum geschälte Äste zu einer architektonischen Konstruktion mit einem Innenraum zusammengefügt. In diesem Innenraum befindet sich ein weißer Stein, ein Findling in Form eines Eis, geschützt wie ein kostbarer Schatz für die nächsten Generationen.

Franzensfeste Perlweiß

Manifesta

„Zwei Berge gibt es, auf denen es hell ist und klar:
Den Berg der Tiere und den Berg der Götter.
Dazwischen aber liegt das dämmrige Tal der Menschen.
Wenn einer einmal nach oben sieht,
erfasst ihn ahnend eine unsichtbare Sehnsucht,
ihn, der weiß, dass er nicht weiß,
nach ihnen, die nicht wissen, dass sie nicht wissen,
und nach ihnen, die wissen, dass sie wissen.“
Paul Klee

DVD Seismograph

Reinhold Tappeiner | Dietrich Oberdörfer | Feruccio Bartoletti

Musik in 8 Sätzen nach Bildern von Reinhold Tappeiner (Laas/Südtirol)
Kompositionen: Dietrich Oberdörfer (Meran) und Feruccio Bartoletti (La Spezia)
Feruccio Bartoletti: Orgel
Dietrich Oberdörfer: Synthesizer
Aufgenommen am 05.02.2007 in der Pfarrkirche Schenna.
Newport Studio KG

Malerei: Reinhold Tappeiner

Das ist eben Reinhold! Einer der nicht aufgibt. Einer, der - wenn er einen Sinn darin findet - den ganzen Weg geht. Und tatsächlich beginnt er bereits im Jugendalter, den Weg des Künstlers zu beschreiten. Desjenigen, der die reichlichen Farben der Welt liebt und ihnen eine Form geben möchte. Seine Ausbildung, die am Kunstschule in Gröden in Südtirol beginnt, bringt ihn bis nach Urbino an die Accademia di Belle Arti.

Nach der Rückkehr in sein Heimatland gibt Reinhold seine Leidenschaft durch den Unterricht der Kunst des Zeichnens und Malens an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter. Doch weder der Mensch noch der Künstler geben sich damit zufrieden - beide ständig auf der Suche nach einer Welt jenseits einer definierten und abgeschlossenen Realität. Der Mensch Reinhold ist offen und seine Neugierde treibt ihn zur ständigen Analyse und Strukturierung. Wahr nimmt man diesen Doppelaspekt zunächst durch die aufmerksame Beobachtung seiner Werke aber vielmehr durch die Teilnahme an die natürliche Welt, die Reinhold in der Darstellung seiner Vision auszeichnet.

Seine auf nationaler Ebene anerkannte Kunst bestätigt die Auszeichnung des italienischen Preises „Fabio Bretoni per l’incisione”.

Autor: Marco Greco

Seismograph

Die im gegenwärtigen Versuch vorgeschlagene musikalische Deutung lehnt sich an die abstrakte Malerei des bedeutenden Südtiroler Malers Tappeiner an: Farbspritzer erinnern an sich fragmentierende Klangkleckse, die sich auf der Leinwand verfestigen wobei durch die analoge musikalische Untermalung der beiden Künstler D.Oberdörfer und F.Bartoletti entfernte Welten, menschliche Gestalten, ländliche Szenen, metaphysische Gebilde, Gespenster der Psyche durchschimmern. Somit gewährt „Seismograph“ dem menschlichen Auge und Ohr das vollständige Eindringen in eine Dimension jenseits formaler Grenzen.

Autor: Ferruccio Bartoletti

Video: Seismograph Teil 1

Caput

Der Kopf ist die Welt

Es ist ein zentrales Thema in der Kunstgeschichte und Skulptur und Malerei widmen sich ihm quer durch die Jahrhunderte.

Der Kopf als Sujet faszinierte den Künstler Alexey Jawlensky, für ihn wurde das Gesicht zum wichtigsten Motiv, bei Baselitz steht der Mensch Kopf, Kopf heißt Gesicht und manche Bilder verdrehen uns im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf. „Caput“, die Werke von Reinhold Tappeiner, „folgen der Vereinfachung eines Ausdrucks, spielen mit der Erfahrung oder Vorstellungskraft von Betrachterinnen und Maler zugleich, leiten sich ab auch aus den zahlreichen Bildern, die als Blaupausen der Erinnerung im Kopf gespeichert wurden“.

Sind es Individuen? Oder nur Gesichter als Typen, die der Künstler in der Schau präsentiert? Reduktion ist das Schlagwort dieser Köpfe, denn mehr als Umrisse, Augen, Nase, Mund sehen wir nicht.

Der Künstler aber richtet mit diesen minimalistischen Gesichtern seine ganze Intention nach innen, nicht nach außen. Nicht um das Erkennen geht es hier, nicht um gezeichnete Porträts, sondern um die Intensität von Gefühlen, vielleicht um Verletzungen, Verunsicherungen. „Innere Bilder“, die mit wenigen Umrisslinien in die Tiefe vordringen.

Alte Gesichter, erstaunte, fragende, um Hilfe schreiend, geschunden, verträumt. Mit den schwarzen Strichen erzeugt Tappeiner ein menschliches Universum, uns ähnlicher als vielleicht ein Porträt. Momente des Lebens, wie Destillate, schwarz und weiß. So gelingt es dem Künstler oberflächlich Gesehenes und dahinter Verborgenes in Einklang zu bringen. Striche, die kreuz und quer laufen und neue Gesichter erschaffen: Wir sind das und unsere Identitäten. Bewusst von der Abbildlichkeit losgelöst zeigt der Künstler, was eine einfache Umrisslinie aus Kohle erzeugen kann, nämlich emotionale und psychische Tiefen. Körper und Menschen sind seit Langem die Themen des aus Laas gebürtigen Künstlers, der die Akademie in Urbino besucht hat.

Seine Reise ins eigene Ich hat er in der Kunstpublikation „Essenz“ (Folio-Verlag) dokumentiert.

"Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht", sagte schon Wolfgang Borchert in seinem Drama „Woyzeck“.
Eva Gratl

Eröffnungsrede in der Galerie Nothburga, Innsbruck, von Christine Frei zur Ausstellung „innere Bilder“ von Christine Zeitlhofer (A) und Reinhold Tappeiner (I) am 06.04.2021

Informationen zum Künstler

Künstler / Künstlerin Reinhold Tappeiner
Heimatort Laas (Südtirol)
Land Südtirol (Italien)

Informationen zum Kunstwerk

Name Triptychon
Staat / Ort Italien - Laas
Jahr 2020
Standort Laas (Südtirol)
Ausmaße 130x200 cm
Material / Technik Marmorsand, Eitempera, Kohle
Credits ©Reinhold Tappeiner

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