Die Klosterkirche Müstair, wie auch die Heiligkreuzkapelle des Klosters St. Johann in Müstair sind noch aus der Gründungszeit des Klosters (Ende 8. Jh.) erhalten. Zur originalen Ausstattung zählen auch Chorschranken aus Laaser Marmor. Bei archäologischen Grabungen wurden in den Mauern des ottonischen Plantaturms (10. Jh.) Marmorfragmente gefunden. Sie waren als Baumaterial verwendet worden. Insgesamt konnten über 600 Marmorskulpturen so wiederentdeckt werden. Diese Marmorskulpturen können ins 9. Jahrhundert datiert werden. Sie wurden in Laas hergestellt und vor Ort angepasst. In Müstair lässt sich eine überwältigende Formenvielfalt finden: Rankenmotive nach spätantiken Mustern, Tierstil-Elemente, Flechtbandornamente und Fragmente mit hohem Symbolgehalt.
Zwei dieser Marmorskulpturen werden hier kurz vorgestellt: die Engel-Johannes-Platte und die Greifenplatte. Erstere wird von einem Kreuz geviertelt. Aus dem oberen Kreuzarm ragt die segnende Hand Gottes heraus. In der Mitte ist das Lamm Gottes zu sehen, unten links Johannes der Täufer in seinem Kamelhaarmantel. Die übrigen Viertel sind Engeln mit Botenstäben vorbehalten. Der untere Engel überbringt Johannes den Siegeskranz des Märtyrers. Diese Platte ist vom Symbolgehalt sehr bedeutend, da das Kloster von Müstair Johannes dem Täufer geweiht ist.
Eine weitere sehr schöne Marmorplatte zeigt einen Greif, halb Löwe, halb Raubvogel. Es handelt sich hier um ein mystisches Mischwesen, das Wachsamkeit und Stärke symbolisiert. Der Greif ist im Profil dargestellt, seine Flügel sind ausgebreitet, der Schwanz geschwungen und hochgestellt. Der Schnabel des Greifes ist weit aufgerissen und die Zunge hängt heraus.
Diese und auch weitere karolingische Marmorskulpturen aus Laaser Marmor sind im Klostermuseum von Müstair ausgestellt und ziehen den Betrachter in seinen Bann. Seit 1983 ist das Kloster St. Johann in Müstair UNESCO Weltkulturerbe.
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Klostermuseum Müstair
Kloster St. Johann, Müstair (CH)
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